Märchen aus Südtunesien - aufgezeichnet von Hans Stumme
Hans Stumme, gutgestellter Bürgermeistersohn aus Mittweida, war ein sehr sprachbegabter Orientalist, der durch sein sympatisches und gütiges Wesen beeindruckte.
Seine wissenschaftliche Stärke lag in der phonetisch getreuen Niederschrift gehörter Texte und in deren Auswertung für die deskriptive Grammatik.
Neben der Beschäftigung mit subsaharischen afrikanischen Sprachen und dem Türkischen machte sich der Weitgereiste besonders mit seinen Arbeiten zu den arabischen Dialekten und dem Berberischen verdient.
Gratis veranstaltete er vom Wintersemester 1902/03 an bis zu seiner Emeritierung am 01.04.1930 als Honorarprofessor für Neuarabisch und hamitische Sprachen Afrikas jedes Semester neuarabische und afrikanische Übungen.
Doch betätigte er sich auch auf dem Gebiet des klassischen Arabisch, wo er die verschiedensten Texte in seinen Kollegs behandelte.
Neuartig war auch Stummes Bemühen, nichtorientalische Kreise unter den Philologen anzusprechen, indem er mehrfach über die arabischen, persischen und türkischen Fremdwörter im Deutschen und in den romanischen Sprachen las.

Bild: Märchen der Berbern von Tamazratt in Südtunisien
Die im Folgenden veröffentlichten 26 prosaischen Stücke im Dialekte der Berbernbevölkerung von Tamazratt — dem Tamezred der meisten Karten — in Süd-Tunisien sind von mir in der Hauptstadt Tunis im März 1897 aufgezeichnet worden.
Meine Gewährsmänner bei der Aufnahme dieser Texte waren zwei Leute aus Tamazratt, nämlich der etwa dreissigjährige Mhámmed und der etwa fünfzigjährige Mūhámmed.
Beide waren Lastträger und nebenbei Volkssänger, d. h. Sänger arabischer Melzûmas, Gsims und anderer Liederarten; denn diese Berbern singen und dichten nur arabisch und leider nicht in ihrer Muttersprache.
Mūhámmed war in seiner musikalischen Lebensstellung ein zmim, also ein Vorsänger oder Meister einer Sängergesellschaft (vgl. meine Tripolitanisch-tunisischen Beduinenlieder, S 2), — daher bei seinem Namen die vornehmere, altertümlichere Ausspracheweise des Namens (mit ū statt u, — vgl. meine Tunisischen Märchen und Gedichte, Band I, S. XXX u.), während der Andre, der nicht graduierte Sänger, sich einfach Mhámmed nennt.
Über den Inhalt der hier veröffentlichten Stücke, deren grösster Teil als Märchen teils mit historischem Kolorit teils ohne solches zu bezeichnen ist (I—XIV), während XV—XXIII Tiergeschichten oder Fabeln und XXIV—XXVI Schwänke sind, will ich mich hier nicht verbreiten.
Die Berbern von Tamazratt nennen ihren Dialekt einen ”schilhischen“ (berber. tašilhāit, arab. šílha).
Diese Bezeichnung geben ja auch andre — und nicht nur tunisische — Berbernstämme dem von ihnen gesprochenen Idiom; ich habe auf S. 5 meines im vorigen Jahre erschienenen ”Handbuchs des Schilhischen von Tazerwalt" ja wohl genugsam betont, dass gleiche Benennung ihrer Sprache die einzelnen Berbernstämme einander nicht näher bringt.
Eine grammatische Skizze des Dialekts unsrer hier publizierten Texte werden wir später veröffentlichen.
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Wikipedia- und weitere Links zum Thema Märchen der Berbern von Tamazratt in Südtunisien und Hans Stumme
Es gibt keine Wikepedia-Seite zu tunesische Märchen.