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Blicke in die Geisteswelt der heidnischen Kols - gesammelt von Ferdinand Hahn

Eine Sammlung von Sagen, Märchen und Liedern der Oraon in Chota Nagpur!

Die Kols lebten auf dem Hochland des Vindhyagebirges (Indien). Ferdinand Hahn war Missionar der Gossnerschen Mission.

Aus dem Vorwort:

Ein wertvoller Beitrag zur Völkerkunde, diese „Blicke in die Geisteswelt der heidnischen Kols", zu herzlichem Danke verpflichtend alle, denen Ernst und Freude ist, den frühesten, von europäischen und christlichen Einflüssen noch völlig unberührten Regungen und Bewegungen einer fremden Volksseele in ihrem geistigen und gemütlichen Schaffen nachzuspüren.

Zumal wenn uns der Beitrag weiten, offenen Einblick in die uns bis dahin unzugängliche Welt eines Volkes gewährt, das fernab dem eigenen - Dichten und Denken seine weltverborgenen Wege gewandelt und dessen Wort bis heute noch nicht im Chor der Völkerstimmen verlautete.

Außer den Missionsfreunden, die mit ihrer guten Botschaft den Heiden bis an ihre entlegensten Wohnsitze nachgehen, wie viele mögen unter unsren Gebildeten sein, die von den Oraon-Kols unter dem blauen Himmel Indiens und auf dem prächtigen, 600 m über dem Meeresspiegel gelegenen, weitausgedehnten, vielfach noch vom Tropenwald bestandenen Hochland des Vindhyagebirges Kenntnis erhalten haben?


Niemand wohl unter den Zeitgenossen war befähigter und geschickter, den bedeutsamen Beitrag zu Hefern, als mein liebenswürdiger, gelehrter Begleiter auf Wande- Hingen durch das Gebiet seiner ihm von Gott zugewiesenen Kols, der landes- und sprachenkundige Sendbote der Goßner-Mission auf diesem ihrem wunderbar gesegneten Arbeitsfeld, mein Dolmetscher auch, als ich vor einem Jahrzehnt auf seine Bitte in der schönen, gotischen Kirche Lzu Eantschi die Reformationspredigt Hunderten von christlichen Kols hielt.

Ferdinand Hahn, ein Märker von echtem Schrot und Korn, steht nun seit fast vierzig Jahren (1868) auf dem fernen, heißen Posten, leiblich, geistig und geistlich "kernfest und auf die Dauer" nach Märker Art.

Die ersten acht Jahre seines Missionsdienstes in Indien war er Lehrer und Konrektor an dem Prediger-Seminar unsrer Goßner-Mission in Eantschi und eignete sich während der Zeit zu völliger Beherrschung das Hindi an, heutzutage die Sprache des öffentlichen Verkehrs, seitdem vor Jahrhunderten nun» schon in immer größerer Zahl von Norden her Hindu in Chota Nagpur erobernd eindrangen und Gewalt über die Ureinwohner, die Kols, gewannen.

Von Eantschi wurde Hahn auf den wichtigen Missionsposten nach Lohardagga versetzt, in das Gebiet der Oraon-Kols, die eine von den umgebenden Munda-Kols unterschiedene, dravidische Sprache reden.

Vierundzwanzig Jahre hat der wackere Missionar in reichem Segen unter seinen Oraon gewirkt, die sich in immer größeren Scharen zur Taufe meldeten und denen er Pastor, Lehrer, Seelsorger wurde, auch Anwalt und väterlicher Berater der von der Dorfobrigkeit bedrückten kleinen Leute.

Daneben hat Hahn auf seinem ausgedehnten, wichtigen Posten christlicher Liebestätigkeit ein schönes Arbeitsfeld geöffnet.

Eer war wohl einer der ersten in dem vom Aussatz so arg heimgesuchten Lande, der diesen Elendesten unter unsren Brüdern eine Heimstätte bereitete.

Gerade diese Tätigkeit und ihr Erfolg war der Anlaß, ihn vor ein paar Jahren nach dem Tode von Bruder üffmann, auch einem Goßner-Missionar, von Lohardagga weg nach Purulia zu versetzen und ihm da die Leitung des größten Aussätzigen-Hospitals der Welt, das mehr wie sechshundert unheilbare Kranke herbergt, zu übergeben.


Das Volk, zu dem vor nun dreißig Jahren Hahn gesandt wurde, besaß noch kein Schrifttum.

Sobald der sprachbegabte Sendbote sich die nicht leichte Oraon-Sprache zu eigen gemacht, legte er Hand an, dem Volke, das er lesen gelehrt, das Wort Gottes in seiner Muttersprache mitzuteilen.

Unverdrossen übersetzte er die biblische Geschichte (von Zahn), den kleinen lutherischen Katechismus und die Perikopen, gab eine Sammlung geistlicher Lieder heraus und übersetzte in weiterer Folge mit Hülfe eingeborener Mitarbeiter einzelne Teile des Neuen Testamentes.

Mit diesen Arbeiten trat Hahn in die lange Reihe von evangelischen Missionaren, denen die Sprachwissenschaft zu so großem Danke verpflichtet ist.

Auch die englische Kegierung anerkannte das Verdienst des bewährten deutschen Missionars; in ihrem Auftrage arbeitete Hahn eine Sprachlehre nebst Wörterbuch der Oraon-Sprache aus, die, veröffentlicht, den englischen Beamten im Lande wesentliche, unentbehrliche Dienste leistet.


Die Oraon waren allmählich zutraulich zu dem christlichen Sendboten und Wohltäter geworden, der wie ein Vater unter den gering geachteten, gedrückten Landeskindern waltete, sich für sie sorgte, Freud und Leid mit ihnen teilte.

Was sie noch keinen der Herren und Gewaltigen hatten hören lassen, das erzählten sie dem wohlwollenden deutschen Prediger und Lehrer, der ihre Rechte gegenüber ihren Bedrückern mannhaft, mit christlichem Freimut vertrat.

So erhielt Hahn von den redselig gewordenen Christen und auch Heiden Kunde, daß das Volk, noch ohne Schriftsprache, in mündlicher, von scharfem, unverbrauchtem Gedächtnis festgehaltener Überlieferung eine nicht geringe Zahl von Märchen, Sagen, Schwänken und Liedern besitze, die zu sammeln er jahrelang eifrig bemüht war.

Er tat es mit echt deutscher, peinlicher Sorgfalt.

Von verschiedenen Personen an verschiedenen Orten ließ er sich den gemeinsamen Hausschatz, ein wertgehaltenes Familienerbe der Volksseele wieder und wieder erzählen; eingeborne heidenchristliche Gehilfen, noch völlig von europäischer Bildung unberührte Menschen, mußten sie ihm in ihrer Denk- und Redeweise in der Oraonsprache zu Papier bringen, die verschiedenen Niederschriften wurden auf den zutreffendsten Wortlaut geprüft, gesichtet und geordnet.

Dann wurde die Sammlung in Hindi übersetzt, zur Sicherheit, daß in allem der rechte Sinn getroffen sei.

Die englische Regierung erfuhr von der wichtigen Sammlung und ließ sie auf ihre Kosten drucken, um zu der bereits veröffentlichten Sprachlehre ihren Beamten ein Lesebuch in der ihnen benötigten Sprache zu bieten (Kurukh folk lore in the original).

Eine Auswahl dieser Sammlung in seiner Muttersprache bietet uns Deutschen nun Hahn in diesen Blicken in die Geisteswelt der heidnischen Kols.

Blicke in die Geisteswelt der heidnischen Kols

Bild: Blicke in die Geisteswelt der heidnischen Kols

Der fesselnde Reiz und Wert auch dieses Beitrages aus dem Geistesleben eines heidnischen Volkes ist der unverkennbare Zusammenhang mit Gedankenreihen, die wir bei allen uns bekannt gewordenen Geistesstimmen der Völker wiederfinden und der auf eine gemeinsame Wurzel, auf gleiche Stammeltern, eine Muttersprache der Menschenseele zurückweiset.

Wie ein goldner Einschlagfaden zieht sich durch das Gewebe all' dieser Märchen und Sagen, ja selbst, dem scharfen Forscherauge erkennbar, durch die Schwanke und Rätsel und Lieder ein Grundton, ein oft nur leise noch vernehmbarer Heimatklang, der verwandte Seiten in unsrer Seele geheimnisvoll und doch anheimelnd berührt.

Die Verbindungsfäden mit den Uranfängen sind uns im Laufe der Jahrtausende verlorengegangen, zerrissen.

Wie völlig zusammenhangslos weit sind die arischen und dravidischen Völker auseinander gegangen, in unsrem Fall die indogermanischen Völker von den Oraon; und nun doch in den vorliegenden Märchen und Sagen ein verwandter, allgemein verständlicher Laut, ein gemeinsamer ethischer Zug, der unauslöschbar dem Ebenbilde Gottes eingeprägt ist.

Welch eine Bedeutung solche Erkenntnis für die Sendboten des Menschensohnes, der gekommen ist, alle Völker der Erde zu seinen Jüngern zu werben und die Zerstreuten zu dem einen, gemeinsamen Vater zurückzuführen!


Ein weiterer fesselnder Reiz der wertvollen Sammlung, daß sie wie alle echten Volksüberlieferungen den „Erdgeruch" der Heimat und der Leute, unter denen sie Leben und Gestalt gewonnen, treu, unverfälscht bewahrt.

Er durchdringt alle die vorliegenden Märchen und Sagen; sein eigenartiger, man kann wohl sagen, echt indischer Duft haftet selbst den kleinen, harmlosen Schwänken, den neckischen Rätseln, der Bildersprache der Lieder an.

Sie treten in diesen Dichtungen vor uns hin, diese uralten Oraon, in ihrem nahen, vertrauten Umgang, aber auch Kampf mit den heimischen Tieren; der Tropenwald birgt ihnen aber andres Getier als unsren Vätern vor langer vergangener Zeit der Eichen- und Buchenforst.

Ob auch anderes Raubzeug, in dem gleichen sich die Naturvölker, daß auch hier die reichlich vertretene Tierfabel in fröhlicher Laune die Überlegenheit des Menschen kundtut, der auserwählt ist, „sich die Erde Untertan zu machen und über alles Tier auf Erden zu herrschen".

Das eine, das andere heimische Tier wirkt vorbildlich, um dann doch wieder von dem nahen Menschen an List, an Kraft, an Schlauheit und Verschlagenheit übertroffen zu werden.

Dem Volkskundigen fällt nicht schwer, zwischen den Zeilen dieser Dichtungen zu lesen, wie die Ureinwohner der herrlichen Hochlande arg bedrängt vor den mächtigeren Hindu zurückweichen, die sich zu ihren Herren aufwerfen, aber trotz aller Bedrückung und Arglist ihnen doch nicht ihre Eigenart entreißen können.

Der Schalk bleibt ihnen im Nacken.

Es gelingt ihm, den siegreichen Gegner ab und zu zu übertrumpfen, ihm einen Schabernack anzutun, an dessen Gelingen die Volksseele in der Dichtung sich schadlos hält für eine viel unholdere Wirklichkeit.

Den Sendboten, die den Kols die frohe Botschaft von dem bringen, der alle Gebundenen frei macht und die Mühseligen und Beladenen auf der weiten, weiten Welt, auch die Oraon, erquickt, bieten diese Erzählungen und das eigenartige Gewand ihrer Bildsprache bedeutsame, beachtenswerte Handhabe und Wegweisung an die Seele der armen, gedrückten, bedrängten Leute zu kommen, ihrem Herzen nun ebenfalls in verständnisvoll eindringlicher, anheimelnder Bildsprache lockend und ladend den Herrn vor die Seele zu stellen, der auch ihnen Freiheit und Ruhe gibt.

Berlin, 20. August 1906.

Hermann Dalton

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Wikipedia- und weitere Links zum Thema Oraon, Kurukh-Leute

https://wiki.edu.vn/wiki10/2020/12/14/kurukh-leute-wikipedia/ https://en.wikipedia.org/wiki/Kurukh_people (englisch)

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