Die Märchen Clemens Brentano's

Clemens Brentano
Clemens Wenzeslaus Brentano de La Roche (* 9. September 1778 in Ehrenbreitstein (heute Koblenz); † 28. Juli 1842 in Aschaffenburg) war ein deutscher Schriftsteller und neben Achim von Arnim der Hauptvertreter der sogenannten Heidelberger Romantik.
Er war der zweite Sohn des Frankfurter Kaufmanns Peter Anton Brentano (aus der Linie der Brentano di Tremezzo) und seiner (zweiten) Ehefrau, der vom jungen Goethe verehrten Maximiliane von La Roche, und war damit ein Enkel von Sophie von La Roche.
Zu seinen zahlreichen Geschwistern gehörten Bettina, die den Dichter Achim von Arnim heiratete, Georg, Christian, Sophie, Ludovica ("Lulu"), Kunigunde ("Gunda"), die mit dem Rechtsgelehrten Friedrich Carl von Savigny verheiratet war, sowie Magdalene ("Meline" verheiratete von Guaita).
Er wurde katholisch getauft; der in vielen Lexika anzutreffende zweite Vorname "Maria" gehört nicht zu seinen Taufnamen.
Brentano benutzte in seinen ersten Veröffentlichungen den Namen Maria als Pseudonym und hat stets den 8. September, den Feiertag von Mariä Geburt, als seinen Geburtstag angegeben.
Der Name wird sehr oft Clemens von Brentano geschrieben, doch beruht diese (fälschliche) Nobilitierung des Dichters auf einer Verwechslung mit dem Diplomaten Clemens von Brentano (1886-1965), der mit Clemens Brentano nur entfernt "als Ururenkel seines Halbbruders Franz Dominicus Brentano" verwandt ist.
Clemens Brentano wuchs unter mehrfachem Wohnortwechsel in Frankfurt am Main und Koblenz sowie kurzfristig in Heidelberg und Mannheim auf.
Nach dem Scheitern einer kaufmännischen Lehre 1795 - 1796 in Langensalza studierte er ab dem 19. Mai 1797 in Halle Bergwissenschaften und wechselte am 5. Juni 1798 zum Medizinstudium an die Universität Jena.
Statt sein Studium abzuschließen, widmete er sich aber immer mehr seinen literarischen Neigungen.
In Jena lernte er die Vertreter der Weimarer Klassik (Christoph Martin Wieland, Johann Gottfried von Herder, Johann Wolfgang von Goethe) und der Frühromantik (Friedrich Schlegel, Johann Gottlieb Fichte und Ludwig Tieck) kennen.
Letztere ist ab 1800 in Jena personell nahezu vollständig vertreten.
Von ihren Werken und literaturtheoretischen Schriften ließ Brentano sich zu seinen ersten Werken anregen, vor allem zu dem Roman Godwi, in dem auch einige der bekanntesten Gedichte Brentanos enthalten sind (Zu Bacharach am Rheine, Sprich aus der Ferne, Ein Fischer saß im Kahne).
1801 in Göttingen, wo er als Student der Philosophie eingeschrieben war, lernte er Ludwig Achim von Arnim kennen, mit dem ihn bald eine enge Freundschaft verband und mit dem er 1802 eine Reise auf dem Rhein unternahm. In den nächsten Jahren wohnte er bis 1811 immer wieder über längere Zeiträume hinweg mit Arnim zusammen.
Nach seiner Heirat mit der Schriftstellerin Sophie Mereau zog er 1804 nach Heidelberg, wo er mit Arnim die Zeitung für Einsiedler und die Volksliedsammlung Des Knaben Wunderhorn herausgab.
Seine Frau starb 1806 bei der Geburt des dritten Kindes; auch die beiden ersten Kinder "Achim und Joachime" sind nur wenige Wochen alt geworden. Zudem erlitt Sophie eine Fehlgeburt.
Wenige Monate später heiratete Brentano Auguste Bußmann, behielt aber sein "Wanderleben" bei (Aufenthalte in Kassel und Landshut).
Die zweite Ehe wurde 1814 geschieden.
Seit Ende 1809 hielt er sich in Berlin auf, wo er am literarischen Leben teilnahm und an seinem (bereits seit 1802 entstehenden und erst postum veröffentlichten) Versepos Romanzen vom Rosenkranz und an den (ebenfalls erst nach seinem Tod erschienenen) Rheinmärchen arbeitete.
Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der seit 1810 bestehenden Deutschen Tischgesellschaft, deren antijudaistische, zum Teil in Antisemitismus übergehende Tendenz er unter anderem mit seiner Schrift Der Philister vor, in und nach der Geschichte aktiv unterstützte.
Antijudaistische Anspielungen begegnen auch in vielen weiteren seiner nach 1810 entstandenen Werke (z. B. in Gockel, Hinkel und Gakeleia), das bekannteste seiner religiösen Werke, Das bittere Leiden, versammelt fast alle Topoi des christlichen Antijudaismus.
Dagegen findet sich in einem anderen, etwa gleichzeitig entstandenem Werk, Das Leben Jesu, eine genaue und offenbar mit Sympathie geschriebene Schilderung des Judentums zur Zeit Christi.
Nur kurze Zeit währte seine Mitarbeit an Heinrich von Kleists Berliner Abendblättern; sie endete nach Differenzen mit Kleist.
1811 reiste Brentano von Berlin ab, um sich die nächsten beiden Jahre in Böhmen und seit 1813 in Wien aufzuhalten. In dieser Zeit entstanden die Dramen Aloys und Imelde (erst 1912 veröffentlicht) und Die Gründung Prags (1815 im Druck erschienen).
Der Versuch, sich in Wien als Bühnenautor zu etablieren, führte zu einem eklatanten Misserfolg.
Seit seiner Rückkehr nach Berlin im Jahr 1815 befand sich Clemens Brentano in einer Lebenskrise, die ihn zunächst zur pietistischen Erweckungsbewegung und schließlich zur Rückkehr zur katholischen Kirche führte.
Dieser Schritt wurde motiviert durch die Bekanntschaft mit der Pastorentochter Luise Hensel, die er Ende 1816 kennenlernte.
Zunächst erwog der geschiedene Brentano den Übertritt zum Protestantismus, um Luise Hensel heiraten zu können.
Als sie seinen Antrag zurückwies, bemühte er sich um die Bekehrung der Freundin zur katholischen Kirche; 1818 konvertierte sie.
Er legte 1817 die Generalbeichte ab und inszenierte seinen Verzicht auf weltliches Dichtertum, ohne sich jedoch im Privaten von der Dichtung zu verabschieden.
Die Luise Hensel gewidmete Lyrik (schweig nur Herz, Ich bin durch die Wüste gezogen) verbindet Elemente frühromantischer Dichtungstheorie mit religiösen und erotischen Themen.
Etwa seit 1816 entstand auch ein Teil der Italienischen Märchen, darunter die erste Fassung von Gockel, Hinkel und Gackeleia.
1818 löste er seinen Berliner Hausstand auf, um die nächsten sechs Jahre im westfälischen Dülmen die Visionen der stigmatisierten Nonne Anna Katharina Emmerick an deren Krankenlager in vierzig Foliobänden aufzuzeichnen.
Wie sich in Untersuchungen, die während des ersten Seligsprechungsverfahrens Anna Katharina Emmericks unternommen wurden, erwies, vermischte Brentano in seinen Aufzeichnungen ihre Aussagen mit eigenen Anmerkungen sowie dichterischen Passagen, weshalb es nach heutigem Kenntnisstand schwierig ist, den Inhalt dieser Visionsprotokolle zu bewerten.
In der Zeit in Westfalen lernte Clemens Brentano auch die strenggläubige Familie Diepenbrock kennen. Die Tochter Apollonia Diepenbrock machte er mit Luise Hensel bekannt und beeinflusste dadurch ihren Lebensweg; Apollonia pflegte ihn später an seinem Sterbebett.
Nach dem Tod der Emmerick (1824) lebte Clemens Brentano an wechselnden Orten, ab 1829 in Frankfurt und ab 1833 in München.
In dieser Zeit arbeitete er an Büchern, in denen er die Visionsaufzeichnungen verarbeitete: Das bittere Leiden unsers Herrn Jesu Christi (1833), Leben der heiligen Jungfrau Maria (1852, postum), Lehrjahre Jesu (1858-1860 in einer Bearbeitung von Karl Erhard Schmoeger erschienen; authentische Ausgabe zuerst 1983) und eine Biographie Anna Katharina Emmericks (unvollendet; 1867-1870 in Schmoegers Bearbeitung; authentische Ausgabe zuerst 1981).
Diese Werke wurden gegen Brentanos Willen als Erbauungsbücher gelesen und weltweit in riesigen Auflagenzahlen verbreitet.
Ihr Einfluss ist in Teilen des romanischen und amerikanischen Katholizismus noch heute ungebrochen.
Mit seinem Buch Die Barmherzigen Schwestern (1831) unterstützte er die Einführung der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul in Deutschland; zugleich ist das Werk einer der Höhepunkte deutscher Prosa.
Als Organisator laikaler sozialkaritativer Tätigkeiten, die bei Brentano stets mit der Pflege enger persönlicher Beziehungen zu Frauen verbunden waren, hat Brentano eine nicht unerhebliche Bedeutung in der Vorgeschichte des katholischen Vereinswesens.
1833 lernte Clemens Brentano in München die Schweizer Malerin Emilie Linder kennen. Wie bei früheren Frauenbekanntschaften wiederholten sich Liebeswerbung und Bekehrungsbemühungen; wie früher entzog sich die Freundin diesen Forderungen, ohne aber von ihnen ganz unbeeindruckt zu bleiben.
Sie konvertierte nach Brentanos Tod zur katholischen Kirche.
Im Zusammenhang mit Brentanos später Liebe zu ihr entstand sein lyrisches Spätwerk, das neben den Gedichten Goethes, Hölderlins und Heines die eigenartigste und bedeutendste lyrische Leistung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts darstellt (u.a. Ich darf wohl von den Sternen singen).
Wie die Linder-Lyrik, so knüpfen auch die in den 1830er Jahren entstandenen Märchenromane (Fanferließchen Schönefüßchen, zu Lebzeiten unveröffentlicht; Gockel, Hinkel und Gackeleia, 1838 erschienen) an das dichterische Werk aus der Berliner Zeit 1810-1818 an; zu den komplexesten und interessantesten seiner Arbeiten gehört das 102 Strophen lange Gedicht Alhambra.
Neben diesen hochartifiziellen Werken beteiligte sich Clemens Brentano zeitweise aktiv an der propagandistischen Tätigkeit des katholischen Kreises um Joseph von Görres.
Inwieweit er die politischen Absichten des restaurativen Konservatismus teilte, ist eine nicht leicht zu beantwortende Frage.
Zeitgenossen, unter denen manche ihn für einen Satanisten oder für eine "dämonische" Gestalt hielten, fiel die irritierende Vieldeutigkeit seines Lebenswandels und seiner mündlichen und unveröffentlichten schriftlichen Äußerungen auf, die sich mit dem Bild des frommgewordenen alternden Dichters schlecht vereinbaren ließ.
Die Orthodoxie seiner "religiösen" Werke war immer umstritten, es kam jedoch nie zu einer Indizierung der außerordentlich erfolgreichen Werke durch die römische Indexkongregation.
Nach dem Ersten Vatikanischen Konzil haben sich auffällig viele von Brentanos ehemaligen, zu dieser Zeit noch lebenden Freunden und Bekannten von der Kirche abgewandt, ebenso viele aber gehörten zu den besonders entschiedenen Anhängern der Kirche.
Die letzten Lebensjahre Brentanos waren von Schwermut geprägt. Er starb 1842, im Alter von 63 Jahren, in Aschaffenburg, im Hause seines Bruders Christian.
Publikationsgeschichte und Rezeption
Der große Teil seiner dichterischen Werke war zu Lebzeiten unveröffentlicht geblieben und wurde erst nach seinem Tod herausgegeben, von seiner Schwägerin Emilie Brentano, der Frau seines Bruders Christian Brentano, und Joseph Merkel. (Gesammelte Schriften)
Seit 1975 erscheinen Sämtliche Werke und Briefe in historisch-kritischen Editionen, in denen viele Werke erstmals im ursprünglichen Wortlaut wiedergegeben werden (sogenannte Frankfurter Brentano-Ausgabe, FBA).
Besondere Verdienste um die Erschließung von Leben und Werk von Clemens Brentano haben sich Wolfgang Frühwald, Bernhard Gajek und Konrad Feilchenfeldt erworben.
Zu seiner Erinnerung stiftete die Stadt Heidelberg 1993 den Clemens-Brentano-Preis.

Bild: Die Märchen Clemens Brentano's
Clemens Brentano - Märchen-Sammlung
Rheinmärchen
Entstanden 1811/12. Erstdruck in: Die Märchen des Clemens Brentano. Zum Besten der Armen nach dem letzten Willen des Verfassers herausgegeben von Guido Görres. Erster Band, Stuttgart und Tübingen (Cotta) 1846.
Inhalt
- Das Märchen von dem Rhein und dem Müller Radlauf
- Das Märchen von dem Hause Starenberg und den Ahnen des Müllers Radlauf
- Das Märchen vom Murmeltier
- Das Märchen vom Schneider Siebentot auf einen Schlag
Italienische Märchen
Entstanden zwischen 1805 und 1811. Erstdruck: Die Märchen des Clemens Brentano. Zum Besten der Armen nach dem letzten Willen des Verfassers herausgegeben von Guido Görres. Zweiter Band, Stuttgart und Tübingen (Cotta) 1847. Das "Märchen von dem Myrtenfräulein" war zuvor bereits erschienen in: Iris. Unterhaltungsblatt für Freunde des Schönen und Nützlichen (Frankfurt), 1826.
Inhalt
- Das Märchen von den Märchen oder Liebseelchen
- Das Märchen von dem Myrtenfräulein
- Das Märchen von dem Witzenspitzel
- Das Märchen von Rosenblättchen
- Das Märchen von dem Baron von Hüpfenstich
- Das Märchen von dem Dilldapp
- Das Märchen von Fanferlieschen Schönefüßchen
- Das Märchen von dem Schulmeister Klopfstock und seinen fünf Söhnen
- Das Märchen von Gockel und Hinkel
- Das Märchen von Komanditchen
- Das Märchen von Schnürlieschen
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Wikipedia- und weitere Links zum Thema Die Märchen Clemens Brentano's
https://de.wikipedia.org/wiki/Clemens_Brentano https://www.deutschlandfunk.de/vor-175-jahren-gestorben-geheimnisvoller-clemens-brentano.871.de.html?dram:article_id=392168 https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/clemens-brentano-/DE-2086/lido/57c588b4dd6aa1.09937483